Mischke Impossible

Die ARD hält daran fest, Thilo Mischke das wichtigste Kulturmagazin ihres Senderverbunds moderieren zu lassen. Die für diese Entscheidung geäußerten Gründe entkräften die fundiert vorgebrachte Kritik an ihm für mich nicht ausreichend genug. Es ist egal, wie lange die Veröffentlichung von “In 80 Frauen um die Welt” und seine unsäglichen Äußerungen über Vergewaltigung her sind; oder wie sehr und wie oft er sich inzwischen davon distanziert hat – der Mann ist für diese Position nicht geeignet. Und ich kann unmöglich glauben, daß es keine passendere Person für diesen Job geben soll.

Mit dieser Einschätzung stehe ich nicht alleine da; ein offener Brief sieht das ebenso. Aber während ich als Zuschauer die Sendung einfach nur nicht mehr einschalten werde, wenn titel thesen temperamente die Moderationsbesetzung nicht doch noch überdenkt, sind die Konsequenzen für die (bisher) 150 unterzeichnenden Kuturschaffenden durchaus gravierender: Sie kündigen an “eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung ttt für sich auszuschließen”. Sie verzichten damit auf eine potenzielle Plattform, um ihre Produkte bewerben zu können.

Zweite Reihe

Schade ist allerdings, daß kein/e wirkliche/r A-Lister den Brief unterschrieben hat. Viele kenne ich gar nicht, Schaffen und Werk der meisten Signierenden sind wohl für die ttt-Redaktion jetzt nicht das große Thema (gewesen). Was sagen z.B. Jelinek oder Grönemeyer zur Causa Mischke? So erheben leider nur die üblichen Erreger:innen ihr Geschrei, deren Kritik man damit kontern kann, womöglich selbst nur zum Zweck der Eigenvermarktung geäußert worden zu sein. Dabei ist die Sache eigentlich zu wichtig, um als another woke shitstorm abgetan zu werden.

Das ist doof. Denn, wie gesagt, halte ich Thilo Mischke als Moderator für das Kultur-Flagschiff der Öffentlichen-Rechtlichen Rundfunks für untragbar.


3 responses to “Mischke Impossible

  1. Update // Daß die Ernennung Mischkes zum ttt-Moderator jetzt doch so schnell vom Tisch ist, wundert mich schon ein wenig. Wenn allerdings die SZ von “einer massive Kluft zwischen der Redaktion und der ARD-Führung” berichtet, dann wird schon eher ein Schuh draus. (http://archive.today/Utfze) Es scheint so, als wollte die Leitungsebene Mischke gegen den Willen des Sendungsteams durchdrücken – weil er in einer Publikumsbefragung besser abgeschnitten hat?

    Damit ist die Aufregung aber noch nicht vorbei, denn die Tochter von Wolfgang Schäuble, Ehefrau des Innenministers von Baden-Württemberg und ARD-Programmdirektorin Christine Strobl (natürlich CDU-Mitglied) beklagt die Art und Weise, wie Kritik vorgebracht wurde. In der FAZ lesen wir, wie sie unter dem Vorwurf einer unnormalen Debattenkultur eine klassische Umkehr von Täter und Opfer betreibt. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-programmchefin-strobl-findet-debatte-im-fall-mischke-problematisch-110211775.html

    Siehe dazu: https://bsky.app/profile/ardenthistorian.bsky.social/post/3leyc5hjde22x

  2. Solange sich Mischke selbst nicht äußert, war es das mit dieser Sache für mich durch diesen Text erst einmal: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/wie-thilo-mischke-zu-ttt-kam-liebling-der-ard-chefs-110218520.html Die ARD-Verantwortlichen kommen da noch schlechter weg, als ich vermutet hatte.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *