Ein bißchen Fremdbestimmung in die Bude bringen

Kann mich in weiten Teilen den Worten von Sascha zu Social Media nur anschließen. Ich war mit Instagram so ziemlich durch, als sie die chronologische Timeline abschafften. Twitter ging lange noch klar einzig wegen Tweetbot. Dazu, die Accounts zu löschen, kann ich mich nicht durchringen, aber ich nutze sie nicht mehr. Gibt ja Alternativen.

Mastodon vs. Bluesky

Man findet mich natürlich hier wie da. Wobei ich deutlich öfter auf Mastodon bin und mich dort auch wohler fühle, obwohl mir die gesellige Komponente größtenteils abgeht. Ich schreibe selten Replies; wenn ich angeschrieben werde, antworte ich zwar, aber es entsteht kein wirklicher Chat. Daß es dort trotzdem gemütlicher ist als bei Bluesky, liegt nicht nur an den unterschiedlich zusammengestellten Timelines – es gibt wirklich so etwas wie die jeweils ganz eigene “Kultur des Netzwerks”, wie Sascha sie nennt.

Die allerdings ist bei Mastodon auch nicht immer rosig. Mein Mini-Account bleibt von sowas verschont, aber Leute mit mehr Reichweite werden scheinbar ständig besserwisserisch von der Seite angelabert, was sie alles falsch machen: vom Klassiker “fehlende Bildbeschreibung anmahnen” bis hin zu “Springerpresse verlinken, geht’s noch”. Die sich unter einem Post von Dennis Horn entspinnende Diskussion zur Verwendung von Zoom sei exemplarisch angeführt.

So oder so fühlt sich Mastodon oft wie eine eingeschworene Gemeinschaft an. Die Rituale, der mitunter missionarische Eifer. Ich vermute, es liegt eher daran, daß viele dort nicht “heimisch” werden – mehr als an der oft angemahnten Kompliziertheit oder der Abwesenheit eines sortierenden Algorithmus’. Es kann zu gemütlich auf Leute wirken.1 Das ist okay und dann braucht man auch nicht sauer werden, wenn Neulinge nur kurz reinschauen, es nicht fühlen und lieber weiterziehen zu Bluesky. Die es mit den Invites auch clever gemacht haben, dem noch schamloseren Kopieren des Vorbilds. Ohne den Rückenwind, die Sogwirkung durch Twitters Niedergang jedoch wäre der blaue Himmel nie so schnell bevölkert worden.

Vogelerben

Die machen eben ein paar Sachen richtig. Das mit der Verifizierung per eigener URL an den Userhandle zu hängen, ist einfach smart. Ich guck da manchmal rein, es ist unterhaltsamer als Mastodon – nicht nur, weil es wenige gibt, denen ich auf beiden Diensten folge. Meistens bin ich schnell genervt, hin und wieder scroll ich da aber recht gerne durch.

Vor allem auch, wegen der dezidierten Basketball/NBA-Timeline, der ich folge. Das ist ein weiteres Cleveres Feature: Bluesky rolls out feeds with custom algorithms. Kann man irgendwie umständlich selbst basteln oder man probiert mal so Dienste wie Bluesky Social Feeds oder Bluesky Feed Creator aus. Ich komme momentan nur vor lauter Arbeit kaum zu was.2

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  1. Ich halte mir zum Andenken und zur Mahnung an die schlechte alte Zeit einen einzelnen der ewigen Nörgler in meiner Masto-Timeline, der einfach tootet wie er früher getweetet hat. Einen, der jeden Tag seine (darum geht es ja nicht) berechtigte Kritik an allem, was gerade als Sau durchs bei aller Globalisierung doch sehr deutschen Internetdorf getrieben wird, in übertriebener Weise skandalisiert. Diese routinierte Daueraufregerei, die bei aller guten Gemeinung eigentlich die Wurzel des Übels ist. 
  2. Dabei hatte ich mir ja vorgenommen, wieder öfter zu bloggen. Aber derzeit gibt es Tage, an denen ich keinen noch nicht einmal einen einzigen Micropost absetze. (Wie es in den Medien immer heißt: “der Kurznachrichtendienst X (früher Twitter)”. Immerhin lese ich meine Mastodon-Timeline immer noch komplett. 

One response to “Ein bißchen Fremdbestimmung in die Bude bringen

  1. Ich bin ja schon länger nicht mehr bei Instagram aktiv. Und jetzt habe ich nach ein paar Tagen auch Threads wieder vom Phone geschmissen: IRL-Freunde…

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