Zielgruppenbildung

Bevor ich schon wieder über Werbung schreibe, erstmal welche angucken. Auch wenn sie nichts mit dem folgenden Text zu tun hat. Klar, das steckt eine dicke Produktion hinter, aber es ist schon beeindruckend, was man mittlerweile per Smartphone so gefilmt werden kann – wie der neueste Beitrag der Reihe “Shot on iPhone” aus Mexiko zeigt.

Die Absatzwirtschaft stellt fest, daß Marketing immer diverser wird, beim Bemühen um wirklich inklusive Kommunikation lasse die Werbung allerdings bis auf wenige Ausnahmen Menschen mit Behinderung außen vor und bleibe in deren Sichtbarmachung generell hinter anderen Formen der Popkultur zurück. Als Ausrede, hier nicht als Schrittmacher aufzutreten, die Kunden vorzuschieben, greift etwas zu kurz, denn es sind die Marketingabteilungen auf Kunden- und die Media- bzw. Strategieabteilungen auf Agenturseite im Gleichschritt, die sich gemeinsam auf Targetgroups und Personas commiten, die dann ziegerecht angesprochen werden sollen, um Streuverluste zu vermeiden und so Budgets vorgeblich möglichst effizient zu nutzen. “Uns fehlen einfach Informationen wie Produktaffinität und Kaufverhalten von bestimmten gesellschaftlichen Segmenten wie der von behinderten Menschen, BiPoC sowie LGBTQI+-Personen.” Das ist alledings eine wirklich schwache Aussage.

Ich schaue mir jetzt in der Mittgspause mal das halbstündige Interview mit Jean-Remy von Matt auf W&V an. Dem Branchenmagazin, in dem Frank Albrecht vor wenigen Tagen gefragt hat: Steht uns das Ende des Purpose bevor? Mit durchaus guten Gründen. Wie soll man sich von der Konkurrenz abheben, wenn alls Purpose machen? Zumal nicht alle happy damit sind, wie Zahlen zeigen.

“Ganze 72 Prozent der Menschen sind es leid, dass Marken so tun, als wollten sie der Gesellschaft helfen, obwohl sie nur Geld verdienen wollen.”
“60 Prozent der Befragten Mitarbeiter konnten den Purpose des eigenen Unternehmens nicht aus dem Stegreif benennen.”

Dazu kommt, daß nicht alle mit dieser Art Botschaften zu Diversität, Inklusion und Sustainability einverstanden sind. Und wenn Unternehmen dann beim ersten Gegenwind einknicken, wird es besonders bitter. Der gesunde Menschenverstand sagt einem: Was kann man dagegen haben? Und doch gibt es solche Grüppchen – das müssen nicht immer abgehängte, frustrierte Shitstormer sein, es kann auch ein ganzer Presseverlag sein.

Ich warne meinen Kunden deshalb ganz klar: Sieh Dir genau an, wie unfair die Bild mit der Purpose-Partei Die Grünen umgeht. Wenn Du nicht bereit bist, solche Anfeindungen auszuhalten, dann laß die Finger von Werbung mit Haltung. Wie gut Du es auch meinst, wen Du auch damit ansprechen möchtest – irgendjemand bekommt es immer in den falschen Hals.


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