Laut Sprecher 🔈🔉🔊

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Spotify Outdoor Ad Campaign vom Ende letzten Jahres. Viele haben gesagt, das wäre ja mal ein origineller Ansatz, um aus plattformeigenen Datensätzen Insights zu generieren und diese in kreative Execution zu überführen. Ich fand die Kampagne ja eher überwachungsmäßig creepy.

Die neuen OOH-Motive, die seit einigen Tagen in der hiesigen ÖPNV-Gegend rumhängen, sind allerdings noch schlimmer als ein paar vage Stalker-Assoziationen. Ich habe allein gestern drei verschiedene CLPs gesehen. Alle schön bunt, aber eine Headline schlimmer als die andere.

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Lokalpatriotismus geht immer, besonders in Köln. Das hat man sich am deutschen Standort im fernen Berlin wohl so gedacht. Zumal die doch auch so eine eigenständige, untote lebendige Musikkultur haben. Hier also die inoffiziellen Kölschen Spotify-Charts[1. D.h. Ich habe in Spotifys Desktop-App die ersten 10 Karnevalsnamen in das Suchfeld getippt und diese 6 haben einen Song mit mehr als 1 Mio. Streams oben auf der Artist-Seite], Stand Juli 2017:

  1. Brings – Polka, Polka, Polka: 3.693.931
  2. Cat Ballou – Et jitt kein Wood: 3.066.732
  3. Höhner – Viva Colonia: 2.624.645
  4. Kasalla – Pirate: 2.572.064
  5. Querbeat – Nie mehr Fastelovend: 2.173.931
  6. Bap – Verdamp lang her: 1.510.625

Daß hier in Köln jeder zweite mit (eben:) “Köln” wirbt, ist vielleicht nicht ganz bis tief in den Osten gedrungen. Nicht nur regionale Unternehmen, sondern auch große Strom-, Auto-, Zigaretten-, Schnaps-, und Wasweißichnichtalles-Anbieter haben sich bereits auf diese Unart um Aufmerksamkeit bemüht.[2. Auf die Schnelle habe ich kein anderes Beispiel als Fernet Branca gefunden, erinnere aber auch eine Kampagne von Mini Cooper mit stadtspezifischen Headlines. Weitere Beispiele gerne in die Kommentare.]

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Ich fahre auch nur zum Arbeiten nach Düsseldorf, einen anderen Grund gibt es für mich nicht. Aber mit mehr als einem Motiv auf das Klischee der rheinischen Städtefeindschaft abzuzielen, das dann aber noch einmal doppelt schwach. Ob Spotify in anderen deutschen Städten gerade mit nordischen Shantychören oder bayrischer Blasmusik wirbt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Nachschlag // Die Kampagne von Spotify (W&V) läuft in neun deutschen Städten.

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Gerade erst gesehen // Echo und Music Unlimited: Warum Amazon mit bekannten Songzeilen Outdoor-Werbung macht. Finde ich um einiges gelungener.

9 responses to “Laut Sprecher 🔈🔉🔊

  1. Fantasieloser grht es kaum.

  2. “…hyperlokale Werbebotschaften in neun großen Städten…” https://www.wuv.de/medien/vccp_macht_spotify_sichtbar Wobei sie andernorts auch nicht kreativer geworden sind: “In Hamburg spielt das Wetter eine große Rolle und in Berlin wird die lange Bauzeit des Flughafens BER aufgegriffen.”

  3. Hat irgendjemand die Düsseldorfer Motive schon gesehen?

  4. Die Düsseldorfer Plakate haben dann bestimmt den gleichen lahmen Köln-Joke.

  5. […] ich die Playlists der Firma aus Schweden nicht, ich höre Musik meist immer noch albumweise. Ihre Werbung mochte ich auch nicht. Ich war also relativ schnell wieder draußen, als die Konkurrenz den […]

  6. […] wollte ich gleich witzeln, ob der Audio-Anbieter mit seiner datengetriebenen Werbekommunikation nicht mal nachgucken könnte, wie viele Joe-Rogan-Hörer*innen heute Morgen um 08:45 Uhr Lennons […]

    Mentions

  • 💬 Hektor Chantal

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