Aus dem Kopf schlagen

Schreibe ich also doch was; mindestens einen Tag zu spät, damit es erst recht niemanden mehr interessiert. Erst wollte ich ja einen weltfriedlichen Kommentar zu dieser Abstimmung in Bayern abgeben. Hat nicht funktioniert. Dann schossen die Blogpostposts nur so aus dem Boden, daß ich gar nicht mehr wußte, wo ich den meinen Senf dazugeben sollte (zwei Exemplare). Dann war ich ganz froh, doch so ziemlich die Klappe gehalten zu haben. Und dann schafft es @Sillium heute Morgen, genau meine Meinung in 138 Zeichen zu packen, Abkürzung inklusive.

Der Ausgang des Volksentscheids passt mir als passioniertem Raucher und regelmäßigem Kneipengänger natürlich überhaupt nicht. Und Vieles im Zuge der ganzen Sache ist mindestens kritikwürdig. So fände ich es unter aller Kanone, wenn es der Streit um den Qualm schaffen würde, den altgedienten und meistens etwas behäbigen Föderalismus auszuhebeln, wo doch zum Beispiel beim Thema Schule/Bildung eine Überholung dieses Konzepts unvergleichlich dringender vonnöten wäre. Auch wie die lokale Opposition die (Nicht-)Raucherdiskussion abseits jeglicher Argumente dazu benutzt hat, den Regierungsparteien eins auszuwischen, ist sicher nicht die feine Art und im Sinne aller Bürger. Immerhin hat der Ganze Rummel mein Vorurteile gegen dieses Bundesland bestärkt.

Aber nicht zur Wahl zu gehen ist eben auch eine Abstimmungsart. (Leider.) Bei Entscheiden mit Quorum sowieso eine bewußte. Und bei jeder Parlamentswahl weiß der Nichtwähler zumindest im Hinterkopf, daß sein Fernbleiben von der Wahlurne in den meisten Fällen das Ergebnis der rechten Parteien begünstigt. Scheißt er scheinbar drauf. Und anscheinend haben genau das am vorigen Sonntag auch über 60% der wahlberechtigten Bayern getan. Als ob die das mit der nicht vorhandenen Mindestteilnehmerzahl nicht gewußt haben. Das Thema ist ihnen wohl einfach nur nicht so wichtig, wie es der Ton einiger Beiträge glauben macht. Was auf den ersten Blick so aussehen mag wie der Religionskrieg des beginnenden dritten Jahrtausends, relativiert sich ganz schnell, wenn man sich die selektive Wahrnehmung der Situation vor Augen führt. Das sind Randaussagen auf beiden Seiten der Waage, die große Mehrheit sieht das alles etwas entspannter, ob nun mit oder ohne Kippe im Mundwinkel.

Kein Grund also, sich mit qualmenden Köpfen die Zähne einzuschlagen. Es gibt andere Probleme. Zum Beispiel.

3 responses to “Aus dem Kopf schlagen

  1. Extrablatt: Ich habe dann doch noch was halbwegs Versöhnliches geschrieben. https://drikkes.com/?p=1166

  2. Danke. Ich sehe das ähnlich, wie man ja schon vermuten konnte. Ich halte mich da als ehemaliger Raucher gerne etwas raus. Ich kann auch die Raucher verstehen, die sich da jetzt betroffen fühlen – wirklich. Aber diesen Volksentscheid wegen mangelhafter Wahlbeteiligung als nicht gültig zu betrachten ist Blödsinn. Entweder das Thema ist wirklich nicht so wichtig, dann verstehe ich das Aufheulen wegen der beschnittenen “Freiheit” und “Grundrechte” nicht. Oder das Thema ist wichtigst, dann hätten die Raucher zur Abstimmung gehen müssen. Schön finde ich auch den hier von @larsreineke inkl. der Kommentare darunter: http://www.spitblog.de/2010/07/05/raucht-aber-hoert-mit-dem-gelaber-auf/

  3. Das kann ich dann doch nicht so ganz nachvollziehen. Meine Sucht gebe ich gerne zu, aber daß nach einer solchen Entscheidung wie jetzt in Bayern plötzlich Heerscharen von Nichtrauchern sämtliche Eckkneipen des Freistaates entern werden, um dort nun endlich und ordentlich in luftiger Atmosphäre einen draufzumachen, diese Vorstellung halte ich für vollkommen abwegig. Meiner Meinung nach gibt es einen Grund, warum sich Nichtraucherkneipen auf marktwirtschaftlichem Wege bis jetzt nicht durchgesetzt haben.
    Aber wie gesagt, wenn es nun (auch in NRW) anders kommen sollte, dann heule ich wenigstens nicht rum.

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