Social Ethikräte find ich insgesamt doof.

Ich komme gerade vor lauter Arbeit zu so gut wie nichts anderem mehr. Deshalb habe ich es auch erst heute geschafft, einen Blick auf die Website von Neue Digitale zu werfen. Die Frankfurter Onlineschmiede gehört zum Razorfish Network, das wiederum zu Publicis gehört. Keine Kleinigkeit also, soweit, so gut. Unter dem Punkt Kompetenzen/Social Media liest man dort auszugsweise Folgendes.

Klassische Top-Down Kommunikationsmuster verlieren mehr und mehr an Bedeutung. Nie hatte der Einzelne so viel Einfluss auf die Markenkommunikation. Dialog statt Rufen heißt die Devise. Denn auf schnell-wachsenden Kommunikations-Plattformen wie Blogs und Social Networks formieren sich User mit neuem Selbstbewusstsein. Es ist Zeit, sich mit der Zielgruppe auf Augenhöhe zu unterhalten.

Als strategische Disziplin verwurzelt “Social Media” Marken Schritt für Schritt im Social Web und lässt sie Teil neuer, dezentraler Technologien werden.

Immer im Fokus: Der ernsthafte Dialog mit der Zielgruppe und das Wissen, dass es kaum noch Grenzen gibt zwischen Kommunikations- und Marketingmix, Disziplinen und Touchpoints.

Gestern durfte ich mich dann in meiner Twitter-Timeline davon überzeugen, wie dieser “ernsthafte Dialog auf Augenhöhe” konkret aussieht. Wie es sich für mich als Gewohnheitsstänkerer mit nur so mittellanger Geduldsfadenscheinigkeit gehört, habe ich meinem Unmut über zu häufige Eigenwerbung gleich nach dem dritten Tweet Ausdruck verliehen. Und dafür prompt eine noch pampigere Antwort kassiert. Für die Agentur ein lohnendes Geschäft: Circa 20 zwanzig Facebook-Fans gewonnen und nur einen einzigen Follower verloren.

Wahrscheinlich gehöre ich noch nicht einmal zur Zielgruppe. Auch eine große Agentur kann es sich durchaus leisten, anders zu kommunizieren als etwa Endververbrauchsgüterproduzenten. Nur, vielleicht sollte sie das eben auch ihren Kunden raten, statt sich mit den oben zitierten Schleimabsonderungen bei allen und jedermann nichtssagend anzubiedern. Ein bißchen mehr von dieser ehrlichen Rückgratsichtslosigkeit würde unserer Ellbogengesellschaft sicher guttun.

  1. Neue Digitale
    neuedigitale We are looking for 10+ more Facebook Fans by tonight. We somehow think 700 Fans is better than 690 Fans. Join us > http://bit.ly/3m33sy
  2. Neue Digitale
    neuedigitale @ignasigiro Great! Spread the word. 750 Fans by tonight and we will tell a great joke at 6 pm CET. :-)
  3. Neue Digitale
    neuedigitale Let’s try out something. 53 more Fans on our Facebook page by 6pm CET and we will tell the best joke ever :-) Join > http://bit.ly/3m33sy
  4. -drik S.
    drikkes Wenn ich Fan von @neuedigitale wäre, hätte ich diese genau jetzt gekündigt. #fb
  5. Joerg Leupold
  6. Neue Digitale
    neuedigitale .@drikkes Gähn! #wirwerdensüberleben
  7. Gerald
    ghensel Kein Dizz, aber Social Ethikräte find ich insgesamt doof, @drikkes. Als @neuedigitale spielen wir mit dem Medium und das ist ok so > @_jrg.

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Und Ethik. Dabei muß ich immer gleich an Miller’s Crossing denken. Caspars Rede über die Ethik. Nur der versprochene Witz scheint wohl irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein.

3 responses to “Social Ethikräte find ich insgesamt doof.

  1. “Auch eine große Agentur kann es sich durchaus leisten, anders zu kommunizieren als etwa Endververbrauchsgüterproduzenten” – danke! *g*

  2. […] Scheint auch bei Drikkes funktioniert zu haben, wie man an seinem letzten Beitrag: “Social Ethikräte find ich insgesamt doof” […]

  3. […] Update: Leser “drikkes” verweist in einem Kommentar auf QuoteURL, das in eine ähnliche Richtung geht und in freier Wildbahn so aussieht. […]

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