Remember Sanna Marin? Als die finnische Sozialdemokratin 2019 die bis dahin jüngste Regierungschefin der Welt geworden war, fanden wir das alle cool und folgten ihr auf Instagram. Weil sie da nicht nur Politikklischees teilte, sondern sich auch als Privatmensch inszenierte. Das tut sie übrigens immer noch, auch wenn sie momentan den Fokus auf die Promo ihres neuen Buchs legt.
Jetzt hat ihr der New Yorker ein Portrait gewidmet: The Prime Minister Who Tried to Have a Life Outside the Office (ohne Paywall z.B. hier). Anlaß des Interviews ist natürlich die Buchveröffentlichung, aber es wird auch am Rande erwähnt, welchen Job sie angetreten hat, kurz nachdem sie Finnlands politische Bühne wegen “Burn-outs” verlassen hat: Ihr Arbeitgeber ist das Tony Blair Instute for Global Change, der New Yorker nennt es “kontrovers” – eine faustdicke Unterttreibung, würde ich sagen.
Das T.B.I. ist keine Charity-Organisation mit Bildungsauftrag, sondern eine Consulting-Firma für Regierungen, die etwa beim Gaza-Konflikt mitredet. Deren KI-Urheberrechtsbericht bei kaum jemandem gut ankam. Das beim Klimawandel auf Atomkraft setzt. Und das 2023 bei um 60 Prozent auf gestiegene 152,7 Millionen US-Dollar Betriebskosten einen einen Verlust von 2,2 Millionen machte.
vibe schuft?
Alles berechtigte Kritik. Trotzdem komme ich nicht umhin zu denken “Bei einem Mann wäre das kein Thema, sondern Business as usual.” Über Annalena Baerbock und ihre Insta-Videos aus New York wird sofort reflexartig geschimpft. Bei Christian Lindner wäre es eine Meldung gewesen, wenn er nach seinem Politik-Aus nicht ein paar Frühstücksdirektorsposten abgegriffen hätte.
Noch zwei halbwegs passende Links aus den letzten Tagen:
- An AP journalist sees a changing and challenged Iran | AP News
- Inside one American’s year-long attempt to date alt-right men | Cosmopolitan
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