Fed over

Was Social Networks angeht, kann ich die Vorzüge des Fediverse zum überwiegenden Teil ganz gut verstehen – wenn auch nicht komplett. Nehmen wir den des Öfteren zu lesenden Vergleich von ActivityPub mit eMail: Beide seien infrastrukturelle Protokolle, die Kommunikation ermöglichen. Und so umfassend universell sie auch funktionieren, habe ich doch drei verschiedene Mailadressen: eine private, eine berufliche und eine für Trash. Theoretisch könnte ich eine berufliche Mail mit meinem Privataccount empfangen, lesen und beantworten; praktisch mache ich das aus gutem Grund nicht.

Social ist es noch einmal komplexer und kleinteiliger. Die eine schreibt witzig, der andere postet schöne Photos und noch etwas anderes haut jeden Tag interessante Links raus. Wenn ich das alles mit einem Fediverse-Account verfolge, dann läuft mir das ganze Zeug in ein und dieselbe Timeline. Und kommt mir nicht mit Filtern und Listen zur Erzeugung alternativer Timelines. Das ist doch unendlich viel aufwändiger und komplizierter, als sich einfach doch mehrere Accounts zu machen und die verschiedenen Aspekte somit auch im Fediverse zu splitten.

Finde ich etwas verwirrend, aber vielleicht bin das auch nur ich. Denn noch einmal zurück zu eMail: Ich verstehe auch die meisten Newsletter nicht. Wenn ich mal einen interessant finde, dann abonniere ich ihn zwar – aber eben nicht per Mail, sondern mit meinem Feedreader. Weil es für so etwas bereits ein passendes Protokoll gibt. Nennt sich RSS. Deshalb bin ich für das gesamte Web nicht vollends vom ActivityPub-Siegeszug überzeugt.

Anstatt einen Service wie Substack zu nutzen, sollte man in der Tat (wieder) mehr Bloggen. Doch besser noch unter einer eigenen Domain als bei z.B. wordpress.com, denn nur so gehört einem der eigene Inhalt wirklich. Den kann ich dann ja auch per Mail oder im Fediverse weiterverteilen, wenn ich möchte. Aber wofür braucht mein persönliches Blog mit ActivityPub einen eigenen Account im Fediverse? Es ist ja kein schnell drehendes Onlinemagazin, das möglichst viele Abläufe effizient automatisieren möchte.

Ihr könnt die Posts auf diesem Blog dank Bridgy bereits jetzt kommentieren und liken, wenn ihr auf meine entsprechenden Toots und Skeets reagiert. Das reicht mir völlig. Freue ich mich auch drüber. Am liebsten wären mir allerdings Webmentions. Vielleicht doch mal so einem Webring anschließen oder dem Plankton-Plugin eine zweite Chance geben? Vorgenommen habe ich mir, demnächst hier wieder einer oldschool Blogroll etwas Sichtbarkeit einzuräumen. Ich denke, als Link im Footer, weil Sidebars aus der Mode gekommen sind.

Statt Blogs quasi eigenständig ins Fediverse zu spiegeln hören sich die Überlegungen, Reader u.a. durch ActivityPub sozialer zu machen, für mich spannender an.

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