Oberstübchen freimachen

Erinnert sich noch jemand daran, dass die taz vor rund zehn Jahren eine Zeit lang die Werbung auf Sportfotos verpixelt hat? Da ist es im Kern darum gegangen, vor allem den Marken-Logos auf den Trikots keine kostenlose Mediapräsenz zu verleihen.

“Die Sportpresse macht sich mit dem Abdruck der Bilder zum Erfüllungsgehilfen der Vereine und Sponsoren. Sie trägt die Werbebotschaft ungefiltert zu den Abonnenten.”

Die taz hat also behauptet, durch die Verpixelung von Banden- und Trikotwerbung ihren Journalismus unabhängiger zu machen. Die erwarbare Kritik seitens der Werbewirtschaft hat darin einen Beitrag zum Niedergang des Leistungssports in Deutschland gesehen und der Zeitung wahweise “Effekthascherei, Populismus, Bilderstürmerei oder Verbohrtheit” vorgeworfen.

Sprung in die Jetztzeit

Wie DWDL.de heute berichtet, “zensiert” die Bild nun die Gazprom-Werbung auf Schalke-Trikots. Diese soll ab sofort nicht nur unkenntlich gemacht werden, sondern über den Spielerbrüsten wird ein Balken mit der Aufschrift “Freiheit für die Ukraine” prangen. Zur Begründung heißt es in dem Springer-Blatt (Hervorhebung durch mich):

“Natürlich benutzen Diktatoren den Sport als schöne Kulisse für ihr schmutziges Treiben – nicht erst seit Olympia in Peking. Wenn Putin das Nachbarland überfällt und ihm jedes Existenzrecht abspricht, ist jede Grenze überschritten!”

In einem weiteren Artikel zum Thema vermeldet man, “Schalke verramscht Putin-Trikots.” Im hauseigenen Bild-Shop findet man mit den Suchbegriffen “Schalke Sale” übrigens 54 Artikel – allerdings nur mit dem S04-Vereinslogo bedruckt, nicht mit dem von Gazprom.

Update 2402-2022

Schalke nimmt Gazprom-Schriftzug von Trikots und Schalkes Aufsichtsrat Warnig legt sein Mandat nieder