“eiergeschaukelter Betrieb”

»Das war genau die Situation, in der auch Ingeborg die Fassung verlieren konnte. Es passierte ihr selten. Aber wenn, dann waren es immer solche Situationen, Konfrontationen mit Menschen, die sich erst gut fühlten, wenn sie alles schlecht finden konnten. Was Ingeborg daran besonders hasste, war die Verlogenheit – waren das doch meist Menschen, die behaupteten, es ginge ihnen um das Wohl der Welt, obwohl es ihnen in Wirklichkeit um etwas anderes ging; sie wollten sich ihren Mitmenschen überlegen fühlen, indem sie immer noch ein Problem mehr bejammerten als die anderen.« (S. 95)

Ein Mann der KunstDiese Ingeborg ist nicht auf Twitter, sondern die Mutter des Erzählers aus dem Roman Ein Mann der Kunst von Kristof Magnusson. Ich habe das Buch mit 3 von 5 Sternen bewertet, denn als Satire auf die Kulturindustrie ist das meistens nicht bissig genug. Es reicht über die volle Länge lediglich zu einem “recht amüsant”, auch wenn es immer wieder Stellen wie diese enthält:

»Das bestätigte Katarzyna in ihrer während de Kunstgeschichte-Studiums erworbenen Verachtung für Töchter aus besserem Hause, für die das mies bezahlte Museums-Volontariat eher eine Dating-Plattform war als eine Karrieremöglichkeit. Muschelperlohrringe tragende junge Frauen, die alle dieselbe feminine Langhaarfrisur trugen, größtenteils bereits verlobt waren und ihr Volontariat liebend gern bei der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessens absolvierten, weil sie es vom Schloss Bad Homburg nicht so weit zu ihrem Reitpferd hatten. Im Gegensatz zu Katarzyna gingen sie gar nicht erst davon aus, dass man von diesem Beruf irgendwann einmal leben musste.« (S. 89)

Wenig orignelles, aber pointiertes Fazit:
»Dieser ganze Kunstbetrieb ist doch nichts als ein Endlager für Leute mit Geld, die sich für zu kultiviert halten, um einfach abends den Fernseher anzumachen.« (S. 180)