Wahr was?

Die Artikel zum Thema Lügenpolitik häufen sich in letzter Zeit augenfällig. Eines der besten Beispiele dafür ist The Age of Facts Is Over aus dem New Yorker. Dessen Kernthese lautet:

Somewhere in the middle of the twentieth century, fundamentalism and postmodernism, the religious right and the academic left, met up: either the only truth is the truth of the divine or there is no truth; for both, empiricism is an error.

​Von hier aus werden einige bedenkenswerte Ableitungen getroffen. Allerdings auch einiges relativiert und damit vorschnellen Erklärungen (von Lösungen ganz zu schweigen) eine Absage erteilt. So heißt es weiter unten:

Blaming the Internet is shooting fish in a barrel — a barrel that is floating in the sea of history. It’s not that you don’t hit a fish; it’s that the issue is the ocean.

​Was Jacobsen nicht davon abhält, Lobos Bullshit-Kolumne von letzter Woche als Zeugen anzuführen. Dabei ist sein Artikel in der Zeit Populismus: Das Zeitalter der Fakten ist vorbei wenig mehr als Nacherzählung von Lepores Text für den New Yorker, angereichert mit einigen Brexit-Bezügen. Beim folgenden Zitat allerdings geht es um amerikanische TV-Duelle:

Diese Abstimmungsergebnisse, diese Meinungen also, wurden nach den Duellen selbst zur bestimmenden Nachricht. Wer die Umfragen gewonnen hatte, hatte das Duell gewonnen.

​Man denkt bei hitzköpfigen Echtzeitbeiträgen ja immer an Personen-Accounts, einzelne Stimmen aus der Masse, die es aus den Echokammern ihrer Filterblasen heraus plötzlich von einer großen Öffentlichkeit wahr-genommen werden. Hier aber sind es die Medien, der oft beschworene Qualitätsjournalismus selbst, deren/dessen Berichterstattung die falschen Prioritäten setzt. Da ist es meiner Meinung nach zu kurz gegriffen, die Verantwortung unbestimmt auf »das Netz« abschieben zu wollen, ohne seine eigene Rolle dabei hinreichend zu reflektieren.

Gute Analyse von @ConstSeibt, im Aufzeigen von Lösungen dann hoffnungslose Rationalromantik. https://t.co/qDPmUawTV2 pic.twitter.com/vdU42DrCOw

— -drik S. (@drikkes) June 30, 2016

Ich bin selbst Romantiker, insofern ist das beileibe nicht abwertend gemeint gewesen. Es beschreibt nur die Chancen, die ich einer solchen Lösung gebe. Seibt hat die Tage noch einmal im Schweizer Tagesanzeiger nachgelegt mit Ein neuer Typ Politiker, wo doch die Erkenntnis der »zwei Wirklichkeiten« die viel entscheidendere ist.

(Eigentlich müßte ich noch einen Text zum Wort »alternativlos« folgen lassen.)

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