Electric Daisy Carnival

In Deutschland ist bzw. wird man als Fan elektronischer Musik ja ganz gut bedient. In jeder größeren Stadt gibt es Clubs, die von House bis Techno, von spät bis früh alles spielen, was den Tanzvergnügten Beine macht. Und wem das nicht reicht, für den schießen jeden Sommer immer mehr Festivals wie Pilze aus dem Boden – längst nicht mehr nur eine Domäne der Metall- und Gitarrenfraktion.

10.000e pillgern jedes Jahr irgendwo in die ostdeutsche Pampa, dafür bekommen sie beim Melt! allerdings auch ein stets erstklassiges Line-Up geboten, wobei sich der musikalische Fokus des Festivals mittlerweile von reiner Technotronik auf alle möglichen Spielarten alternativen Elektro-Rock-Punk-Geschrammels aufgefächert hat und halbwegs klar ins Popspektrum einzusortierende Bands wie The Streets und Konsorten die Headliner geben. Was sich mit der Zeit natürlich auch in den gesalzene Ticketpreisen widerspiegelt und wohl so manch hartgesottenem Technofan die Suppe verhagelt hat. Aber Rave geht sowieso anders, ne?

Das Electric Daisy in New York

Als auch nicht mehr so wirkliche Alternativoption bietet sich da an irgendeinem anderen Arsch der Welt seit langem das Fusion-Festival an. Das läuft trotz beinahe 100.000 Besuchern noch in der Kategorien Underdog, unkommerziell und links. Dafür geht es immerhin eine ganze Woche 24/7, die Ticketpreise liegen bei okayen 70 Euro und auf das Gelände kann man eigene Getränke und Vorrat mitnehmen. Böse Zungen behaupten, die Mucke sei dort vollkommen egal, Hauptsache druffdruffdruff, wohlgesonnenere Zeitgenossen erwähnen die Tatsache lobend, daß selbst bekannte DJs dort unter anderem Namen auftreten, weil es ja um Spirit und die Einstellung ginge.

Circus HalliGalli

In der heutigen Zeit vermutet man leider selbst hinter solch freundlichem Gebaren trotzdem eine clevere Marketingstrategie und so manch einer denkt sich mit Blick über den großen Teich: Wenn schon, dann richtig. Amerikanische Events wie zum Beispiel das iHeartradio oder der Electric Daisy Carnival lassen die hiesigen Bemühungen ziemlich dilettantisch aussehen. Auf dem EDC tummeln sich einmal im Jahr etwa Superstars wie David Guetta oder die Swedish House Mafia. Und das findet auch nicht in irgendeiner gottverlassenen Gegend statt, sondern in der ständigen Weltspektakelhauptstadt Las Vegas. Sage und schreibe 300.000 Besucher haben sich im Jahr 2011 den Spaß angetan. Der EDC geht zwei Tage lang und hat weit mehr als nur schnöde Beats auf Lager: Hier kommen Musik, Show, Kunst und alle möglichen anderen Entertainmentalitäten zusammen. Unzählige Aftershow-Partys in den umliegenden Partnerhotels und Casinoresorts machen den Überevent komplett. Ob zusätzliche Pokertuniere oder Pass zum Hotelpool – das Unterhaltungsangebot kennt keine Grenzen, jedes Jahr fällt den Veranstaltern etwas Neues ein. Feuerwerksshows, Stuntman-Vorführungen und Ableger-Festivals in anderen Städten der USA erweitern das Angebot. Wie man sieht.

Die Ticketpreise liegen – zumal bei einer transatlantischen Anreise – nahe bei einer Reise zum Mond, dafür bekommt der Besucher aber auch einiges mehr als ein versifftes Dixieklo geboten. Über die Festivalseite können verschiedene Pakete gebucht werden, falls man noch ein paar VIP-Annehmlichkeiten drauflegen will. Vom schön partytauglichen Wetter in der Wüste Nevadas will ich erst gar nicht reden.

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