suchTmaschine

Liebe Drogenhilfe Köln,
so nicht. Ich finde es ziemlich albern, wie Sie Realität und Virtualität gegeneinander aus(zu)spielen (versuchen). Das ist so Web 1.0 wie es nur geht. Dafür mache ich mir noch nicht einmal die Mühe, Studien und Artikel rauszusuchen, deren Tenor es ist, im Grunde die Überwindung dieser Spaltung zu postulieren. Also meine virtuellen Friends, Kontakte or whatever sind dieselben, mit denen ich nach der Arbeit auch mal ein reales Bier trinken gehe. Und damit bin ich nicht allein.

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Noch ein paar Anmerkungen:
Für die ebenfalls schon websüchtigen Eltern haben Sie ja praktischerweise die Internetadresse gleich auf das Plakat gedruckt, aber für sowas Altmodisches wie eine Telephonnummer oder Postanschrift ist da natürlich kein Platz mehr gewesen. Vielleicht hätten Sie direkt in Onlinebanner oder besser noch Pop-ups investieren sollen, statt in Plakatwerbefläche.
Obwohl dann die total witzige Idee mit dem Browserfenster als Rahmenlayout nicht mehr ganz so total witzig wäre. Warum haben Sie überhaupt Firefox genommen und nicht z.B. den Internet Explorer? Mit Microsoft, die in Köln eine Geschäftsstelle haben, wollten Sie sich dann doch nicht anlegen, was?
Letzte Frage, dann soll es auch gut sein: Auf Ihrer Website nennen Sie zwei Ansprechpartner. Warum ist einer davon einzig für den Stadtteil Mülheim zuständig und die andere für nicht nur das ganze restliche Köln, sondern auch noch den gesamten Rhein-Erft-Kreis dazu?

Auf bild.de findet sich übrigens passenderweise ein auch in der heutigen Ausgabe der BamS stehender Artikel zum Thema Süchte. Im dortigen Interview mit Volker Pontzen, “Psychologischer Psychotherapeut” (?), findet sich ein schöner Verschreiber.

Warum werden immer mehr Medien abhängig?

Da ham wa den Kabelsalat!

Mir ist schon klar, daß zwanzig Stunden am Tag World of Warcraft spielende Teenager alles andere als wünschenswert sind. Aber solche Aktionen dienen wunderbar dazu, die Angst des Ottonormalbürgers vor dem Internet zu schüren. Ich will hier gar nicht erst ernsthaft über etwa Engagement im Netz schreiben wie Malte Welding es auf netzeitung.de/ tut. Nur soviel: Ich halte es nicht für eine weitere Substanz wie Alkohol, Marihuana oder auch Glücksspiel, die in Maßen genossen durchaus etwas für sich haben. Ich sage einfach nur, man würde dann vielleicht sowas verpassen. Aber was erzähle ich das Ihnen, nach Ihren Begriffen bin ich ja schon längst süchtig. Voll drauf.

5 responses to “suchTmaschine

  1. HilliKnixibix Avatar

    Es sollen sich durch dieses Plakat wohl diejenigen angesprochen fühlen, deren Internet-Abusus schon deutlich wurde (2% aller User sollen laut einer Statistik abhängig sein – nicht viel, aber es wächst). Aufmerksam machen auf Suchtpotential dieses Mediums ist aufklärend und notwendig. Nicht zuletzt sind Psychiatrien derzeit übermäßig voll mit jungen Patienten, die sich zum Teil schon Windeln anziehen, um nicht vom Computer weggehen zu müssen. Eltern wissen größtenteils nichts von diesem unterschätzten Potential des Internets. Wie auch mit allen anderen Dingen: übermäßiger und extremer Gebrauch führt zu Schädigung.
    Bin davon überzeugt, dass Du, wie die meisten User einen angemessenen und zielführenden Umgang pflegst. Weiter so! :)

  2. Supergute Idee, das mit den Windeln. Bin ich noch gar nicht drauf gekommen! Das würde ja echt ein Paar meiner Sorgen am Rechner lösen. Aber Scherz beiseite: Medien sind keine Drogen und Kommunikation ist keine Sucht.

  3. Vielleicht ist Ihnen der – zum ersten Mal in Rudolf Heinrich Zobels Briefen über die Erziehung der Frauenzimmer (1773) erwähnte – Begriff der Lesesucht ein ebensolcher. Neuen Kulturtechniken wird immer mit Argwohn und Mißtrauen begegnet.

    Über die Hardcore-Gamer habe ich mich bereits geäußert. Solche Auswüchse kann niemand gutheißen, obwohl es mitnichten so ist, als wären die Spieler allesamt asoziales Pack. Diese Leute kommunizieren sehr wohl untereinander, sei es in Chats neben dem Zocken oder in speziellen Game-Communities.
    Das Problem ist eben die völlige Undifferenziertheit der Headline des Plakats:

    “Sophie verbringt mehr Zeit am Computer als mit ihren Freunden.”

    Hier wird das Internet über einen Kamm geschoren. Und wie ich oben schon geschrieben habe, ist es nicht das Internet, daß mich von meinen Freunden fernhält, sondern dank ihm bleibe ich gerade mit Freunden in Kontakt, die am anderen Ende der Welt wohnen. Dank ihm lerne ich neue Leute kennen, welche dieselben Interessen haben wie ich. Und dank dem Internet treffe ich auch alltägliche RL-Verabredungen, für die ich früher nichts eigens eine Telephonkette ins Rollen gebracht hätte.
    Mir ist klar, daß sich eine solche Sicht nicht so schön plakativ darstellen läßt. Ich bin selbst Werber. Und meine, diffuse Angsterzeugung verschlimmert den Generation Gap eher, als daß sie an gut gemeinter Stelle auch wirklich Gutes tut.

  4. Nachtrag:
    Eine aktuelle Studie der Berliner Humboldt-Universität belegt, daß die Internetsucht unter Jugendlichen doch seltener auftritt, als bisher angenommen.

  5. […] wie ich vor’m Rechner.) / Unterm Strich Weil das Thema auch schon einmal in einem vorigen Blogpost aufgetaucht ist, Hinweis auf einen Artikel in der mediaclinique. Selbst Adrian Kreye darf auf […]

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